Es ist Winter. Die Tage sind kurz. Um auch unter der Woche Radfahren zu können, muss ich fahren, wenn es dunkel ist. Das kostet anfangs ziemliche Überwindung. Wenn dann noch Kälte oder Nässe dazu kommen, wird es hart.
Feierabend
Für mich persönlich haben Nachtfahrten einen ganz besonderen Charme. Ich starte nach einem Arbeitstag in der Stadt, kämpfe mich durch den Verkehr über Straßenbahnschienen hinweg bis zum Neckar, an dessen Ufer es ruhiger wird. Je mehr ich mich von der Stadt entferne, desto mehr komme ich auch selbst zur Ruhe. Der Lärm lässt nach, die Lichter sind nicht mehr so hell. Wenn ich dann im Odenwald bin, sind die Straßen zum Großteil sehr einsam. Dann liegt der Fokus auf den paar Metern vor mir, die von der Lampe erleuchtet werden. Anfangs fällt es mir oft schwer, mich tatsächlich auf den Moment zu konzentrieren und alles andere wortwörtlich auszublenden. Mit der Zeit entwickelt sich jedoch ein Bewusstsein, das man nur bei Nachtfahrten erlebt. Auch wenn man auf den Straßen schon zigmal unterwegs war. Bei Nacht erlebt man sie neu und einzigartig. Wieder zu Hause ist die Zufriedenheit fast noch größer als bei einer „normalen“ Radfahrt.
Rennrad oder MTB?
Wenn ich alleine fahre, ziehe ich im Winter das Rennrad bei Nachtfahrten vor. Ich suche mir Straßen, die wenig befahren sind, sodass ich tatsächlich in Ruhe fahren kann. Alleine fahre ich spätestens seit dem Zeitpunkt nicht mehr im Wald, als ich fast von einer Wildschweinrotte überrannt wurde.
Wenn ich mich mit Freunden für eine Nachtfahrt treffe, dann nehmen wir das Gravel Bike oder das MTB. Für Gruppenfahrten geht es dann in den Wald. Allerdings bleiben wir hier auf den breiten Wegen. Trails sind tabu aus Rücksicht auf die Tiere.
Wenn ich das Rad im Büro dabeihabe und von dort aus fahre, nehme ich mein Gravel Bike. Gravel Bikes sind für mich die perfekte Allzweckwaffe (siehe auch Artikel: die Gravel Bike Enttäuschung). Vor allem im Winter, wenn die Straßen schmutzig sind, bin ich froh über mehr Grip und höheren Pannenschutz der Reifen. Rollwiderstand ist dann eher zweitrangig.
Nacht-Equipment
Am wichtigsten ist es, gesehen zu werden. Da lohnt es sich unbedingt, in gute Lichter zu investieren und in Kleider, die bspw. reflektieren.
Als Vorderlicht verwende ich eine Lupine Piko 4 SC. Auf volle Leuchtkraft stelle ich nur dann um, wenn keine Autos entgegenkommen. Somit hält auch der Akku sehr lange. Für hinten habe ich mir zuletzt eine See.Sense Icon gekauft. Die ist phänomenal. Über einen Sensor erkennt die Lampe, wenn ich anhalte oder wenn sich von hinten ein Auto nähert. Dann erhöht sie ihre Blinkfrequenz. Der Akku selbst hält auch ewig.
Da ich eher zu dunklen Radklamotten tendiere, habe ich mir eine sog. Hi-Vis (High Visibility)-Weste zugelegt. Die ziehe ich einfach als letzte Lage an. Sinn machen noch Hi-Vis-Überschuhe. Im Winter trage ich jedoch Winterradschuhe anstatt Überschuhen.
Statt Hi-Vis Überschuhe verwende ich reflektierende Klettbänder um den Knöchel / Fuss. Gibts für 5 Euro im Internet. Damit ist man auch von der Seite sofort als Radfahrer zu erkennen, bewegte Reflektoren werden ausserdem besser wahrgenommen als fest fixierte – super zu empfehlen.
Hi Ralf,
vielen Dank für den Tipp! Hatte ich mir auch schon überlegt.
Viele Grüße
Stefan