Der Februar schon wieder: es hört nicht mehr auf zu regnen, ich war wieder krank und dann auch noch dieses Coronavirus!
OK, um mich herum waren alle krank: Familie, Freunde, Arbeitskollegen, in der Bahn, im Bus, auf dem Flughafen – überall Husten und Niesen. Dass man da gesund bleibt, grenzt an ein Wunder. Insofern war es nicht verwunderlich, dass es auch mich erwischt. Aus dem Januar kommend, in dem ich möglicherweise für meine Verhältnisse zu viel trainiert habe, komplett indoor auf meinem Wahoo KICKR Core und mit Sufferfest. Allerdings auch ohne frische Luft. So kam das eine zum anderen und ich lag schniefend auf der Nase. Dass ich mich in Bezug auf meine Arbeit auch nicht geschont habe – war ja im Homeoffice – war meiner Genesung nicht unbedingt zuträglich.
Naja, jetzt ist ja alles wieder gut, d.h. ich bin gesund, habe meinen Sufferfest Trainingsplan wieder aufgenommen und würde an sich auch gern mal wieder draußen an der frischen Luft fahren. Es ist ja immerhin schon März. Irgendwie habe ich jedoch das Gefühl, dass es seit Wochen nicht mehr länger als zwei Stunden am Stück trocken ist. Der Regen macht mich total fertig. Zwar komme ich auf ein gutes Kilometerpensum im Keller, aber so langsam kriege ich den Lagerkoller. Verstärkt wird dieses Gefühl dadurch, dass ich momentan ausschließlich von zu Hause arbeite – Coronavirus sei Dank. D.h. an manchen Tagen verlasse ich nicht mal unser Grundstück. Zum Glück muss ich auf dem Weg in den Keller raus aus der Wohnung und durch den Hof laufen, sonst käme ich gar nicht an die Luft.
Krude Gedanken
Bei dieser Gemengelage kommen mir so manche kruden Gedanken: auf einmal finde ich italienische Rennräder toll, am besten mit Campagnolo Schaltung. Frage mich zudem, ob die Infrastruktur für Gravel-Rennen nach US-Vorbild in Deutschland oder im westlichen Europa Sinn machen? Bei allen Vorsichtsmaßnahmen im Kontext von Coronavirus, all den Absagen der Frühjahrsrennen, werden sich vermutlich eher früher als später Indoor-Rennen auf Zwift etablieren.
Italienische Rennräder
Doch eins nach dem anderen. Mein Crema Rennrad wird aktuell für meinen KICKR Core genutzt. Ohne Hinterrad steht es irgendwie wie amputiert im Keller. Bewegungslos. An sich keine artgerechte Haltung. Also was tun? Ein günstiges Rad kaufen, um es dauerhaft auf den Smarttrainer zu stellen? Den KICKR Core verkaufen und ein Wahoo KICKR Bike kaufen? Das Crema auf dem KICKR Core stehen lassen und ein neues Rennrad kaufen? Das sind die Luxusprobleme der ersten Welt … So oder so drehen sich die Gedanken um ein neues Rennrad, N+1 mal wieder. Vermutlich bin ich ein Opfer von Instagram, YouTube und diverser Rennradmagazine, denn dort sehe ich vermehrt moderne italienische Rennräder. Alle schick, alle sehr clean und alle mit einer gewissen Historie. Vor ein paar Monaten hätte mich das dennoch kalt gelassen. Nun fahren diverse YouTube Influencer mit Wilier Rädern und Instagram Hipster mit Pinarello Rädern. Beim genauen Recherchieren online und in Fachmagazinen muss ich zugeben: leider geil. Stilecht dann natürlich auch mit Campagnolo Ausstattung und am besten mit der Super Record EPS. Campa wäre vor ein paar Monaten noch überhaupt nicht in Frage gekommen. Also was tun? Am besten den KICKR Core durch ein KICKR Bike ersetzen, das Crema für gemütliche Ausfahrten behalten und zusätzlich einen leichten Italo-Renner für sportliche Ausfahrten und für die Alpen. Apropos: in die Alpen muss ich dann unbedingt öfter zum Rennrad fahren …
Gravel Bike Rennen
Nach wie vor bin ich großer Gravel-Fan. Vor dem langen Regen war ich wieder mal erstaunt gewesen, wie viele Wege ich in den heimischen Wäldern noch nie gefahren bin und wie toll sich Gelände- und Straßen-Segmente kombinieren lassen. Auch in den Fachmagazinen und im Internet mehren sich die Artikel zu großen Gravel-Rennen, vor allem in den USA. Tolle Sache, da muss ich auch mal mitmachen. Allerdings frage ich mich, ob das bei uns in Deutschland oder im westlichen Europa überhaupt funktionieren würde bezüglich der Infrastruktur, sprich der Gravel Roads. Vor allem in Deutschland sehe ich das als schwierig an. Klar, wir haben unendliche Waldwege. Das sind jedoch keine Gravel Roads nach US-Vorbild. Insofern werden die Rennen hierzulande ein anderes Flair haben. Vermutlich ist es müßig, sich derartige Gedanken zu machen, die Rennen werden bestimmt viel Spaß machen. Darum geht es. Was ich insgesamt damit zum Ausdruck bringen will: eigentlich liegt es nur am Regenwetter, dass ich mich überhaupt mit derartigen Fragen beschäftige.
Indoor Rennen
Es ist möglicherweise nicht ganz so müßig, sich mit der Frage zu beschäftigen, was wird, wenn immer mehr Radrennen im Speziellen und Großveranstaltungen im Allgemeinen abgesagt werden. Meines Erachtens wird sich die Rennszene dann viel stärker auf Indoor-Rennen mit Zwift oder was sonst noch kommen mag, konzentrieren. Die ersten Indoor-Teams gibt es bereits, und die UCI (Radsportweltverbund) wird dieses Jahr gemeinsam mit Zwift die erste Cycling eSports Weltmeisterschaft austragen. Ich denke, es ist unstrittig, dass wir in Zukunft ganz neue Erlebnisse im Rahmen von Indoor Cycling erwarten dürfen. Mit Zwift, Sufferfest, etc. erleben wir bereits heute Möglichkeiten, die vor ein paar Jahren noch nicht abzusehen waren. Das Fahren auf der Rolle von damals hat nichts mehr mit den gesteuerten Trainingsprogrammen und virtuellen Welten von heute zu tun. Mir persönlich macht die neue Erfahrung extrem viel Spaß.
Trotz aller moderner Möglichkeiten will ich auf eines auf keinen Fall verzichten: auf das Erlebnis, die Freiheit an der frischen Luft zu genießen. Einer der Hauptgründe, warum ich Rad fahre.