Aus der Balance

Aus der Balance

Der Grundgedanke dieses Blogs ist es, Tipps für die Balance zwischen Arbeits- und Radleben zu entwickeln, auszuprobieren und zu teilen. Dabei hilft es mir persönlich, meine Erfahrungen aufzuschreiben und im Zuge dessen zu reflektieren. Was ist nun, wenn eben diese Balance aus dem Gleichgewicht gerät – und zwar zu Ungunsten des Radlebens?

Alles gut

Ab der zweiten Märzhälfte war das Radleben noch in Ordnung. Im Laufe des Aprils bin ich so viel und regelmäßig gefahren wie vermutlich seit meiner Schulzeit nicht mehr – und die ist sehr lange her. Schon vor Corona habe ich hauptsächlich von zu Hause gearbeitet. An sich eine perfekte Voraussetzung für eine ausgewogene Work-Ride-Balance. Das hat auch gut geklappt. Wie in einem vorherigen Beitrag berichtet, habe ich zunächst viel indoor auf meinem Wahoo KICKR Core trainiert. Das war super. Als das Wetter besser wurde, habe ich oft eine verlängerte Mittagspause eingeplant und war draußen fahren. Dabei habe ich nach Lust und Laune zwischen Rennrad, Gravel Bike und Mountain Bike variiert. So kam ich im April auf eine ordentliche Kilometerleistung und vor allem auf eine super Höhenmeterleistung für diesen Monat. Für meine Verhältnisse. Außerdem hatte ich beruflich viel zu tun, an sich zwar auch hart an der Grenze, aber gerade noch so ok. Meine Familie war auch zufrieden, weil ich am Wochenende wenig alleine und wir als Familie immer öfter gemeinsam per Rad unterwegs waren. Sprich: alles gut!

Es kippt

In der ersten Maiwoche ging es auch so gut weiter. Doch dann kippte es. Ich arbeite in der Beratung und beschäftige mich mit digitalen Weiterbildungsthemen. Einem Bereich, der in Zeiten von Corona viel Zulauf hat. Wir hatten eine reizvolle Ausschreibung auf dem Tisch, die wir im Team beantworten wollten. Und natürlich sollte unsere Antwort so gut werden, dass wir das Projekt gewinnen (Play to win). Auf die Details der Bearbeitung will (und darf) ich nicht eingehen. Unterm Strich war ein internationales Team aus Experten, in der Spitze ca. 15 Personen, zwei Wochen Vollzeit damit beschäftigt, d.h. auch am Wochenende, am Feiertag und bis spät in die Nächte. Für meine Familie war ich in dieser Zeit ein Geist, Radfahren war ich überhaupt nicht und Stabilitätsübungen habe ich nur in der ersten Woche frühmorgens zwischen 6.00 und 7.00 Uhr gemacht. Die zweite Woche war ich quasi nicht existent.

Berufsrisiko

Es soll sich jetzt nicht so anhören, als ob ich mich beschweren wollte. Diese Tätigkeiten und Arbeitszeiten sind Teil des Jobs. Es ist auch so, dass das Team toll ist und zu 100 Prozent mitzieht. Und am Ende sind es genau die Themen, die mir in meinem Berufsleben Spaß machen. Worauf ich hinauswill, ist die Disbalance, die sich einstellt. Nun kann man sagen, dass dies nur zwei Wochen sind und ich mich nicht so anstellen soll. Das tue ich auch nicht. Allerdings weicht diese Erfahrung komplett von dem Zustand ab, den ich anstrebe. Zudem schärft diese Zeit den Sinn für das, was wirklich wichtig ist: Familie und Gesundheit. Beides wird keinen Bestand haben, wenn die Balance kippt. Das Radfahren hilft mir, die körperliche und seelische Balance zu finden und zu halten, um für meine Familie ein guter Ehemann und Vater zu sein. Und es hilft mir dabei, beruflich fordernde Zeiten durchzustehen und die richtigen Schlüsse zu ziehen, wenn die Work-Ride-Balance dauerhaft aus dem Gleichgewicht zu geraten droht.

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